Als Globalisierung wird die Zunahme an weltweiten Verflechtungen in Wirtschaft, Kommunikation, Politik und Kultur bezeichnet.
Das von der technischen Innovation unterstützte internationale Netzwerk wirkt sich letztendlich auch auf die Natur aus. Zahlreiche Pflanzen wachsen nicht mehr nur dort, wo sie einst zuhause waren.
Ähnlich verhält es sich mit Tieren, die sich in neuen Lebensräumen ausbreiten. Wo immer sich vorher nicht dagewesene Spezies niederlassen, müssen die bislang heimischen Arten um ihre Existenz bangen.
Neobiota werden Gruppen von Organismen genannt, die sich in Gebieten angesiedelt haben, in denen sie früher nicht vorhanden waren. Bei den Pflanzen ist von Neophyten die Rede und bei den Tieren von Neozoen. Auch die Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus) entwickelte sich bei uns zum Neophyt, denn sie lässt sich längst nicht mehr von Zäunen und Mauern zurückhalten.
Wie andere invasive Neophyten breitet sich der Kirschlorbeer mittlerweile bei uns in der freien Natur aus.
Ursprünglich war die Lorbeerkirsche im Kaukasus und in Westasien beheimatet.
Der winterfeste und immergrüne Strauch, der sich aufgrund seiner leichten Pflege bestens zur Kultivierung in Grünanlagen eignet, gelangte im 16. Jahrhundert nach West- und Mitteleuropa.
Sein rasches und dichtes Wachstum zeichnet ihn als zweckmäßige Grenzbepflanzung aus, die ganzjährig einen hervorragenden Sichtschutz bietet.
Als Solitär wächst die Lorbeerkirsche mit den wissenschaftlichen Bezeichnungen Prunus laurocerasus bzw. Laurocerasus officinalis schnell zu einer imposanten Erscheinung heran. Leider beschränken sich die Neophyten nicht mehr nur auf Park- und Gartenanlagen.
In den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden bereits Selbstaussaaten in Wäldern und anderen naturnahen Flächen nachgewiesen.
Kontroverse Ansichten zu invasiven Pflanzen im Video
Alternativen für den Kirschlorbeer
Die Naturschutzverbände schlagen Alarm, weil alle Noebiota und insbesondere invasive Pflanzen die heimische Natur belasten.
Ein weiteres Kriterium, das gegen die Anpflanzung von Kirschlorbeer spricht, beruht auf der toxischen Wirkung der Gewächse. In den Samen und in den Blättern stecken hochgiftige Substanzen, die sowohl Kleinkinder als auch Haustiere gefährden.
Damit Lorbeerkirschen nicht wuchern, müssen die Sträucher regelmäßig geschnitten werden. Es ist also ein verhältnismäßig hoher Arbeitsaufwand nötig, damit Hecken auf Dauer in Form bleiben und kleinere Gärten nicht vollkommen zuwachsen.
Als heimische Vertreter anstelle von Prunus laurocerasus empfehlen Experten nachstehende Gewächse, die bezüglich ihrer Blütenpracht sehr wohl mit der Lorbeerkirsche mithalten können:
- Schwarzdorn (Schlehe)
- Weißdorn (Hagedorn)
- Gewöhnlicher Spindelstrauch
- Hagebuttenstrauch (Hundsrose)
- Haselnuss
- Eberesche (Vogelbeerbaum)
- Eibe (wintergrün)
Der Kirschlorbeer als Neophyt: negative Aspekte für die Natur
Weil noch immer verbotenerweise Strauchschnitt aus Gärten im Wald entsorgt wird, fassen invasive Neophyten dort leicht Fuß. Die Verursacher sind sich höchstwahrscheinlich gar nicht bewusst, was sie mit den exotischen Abfällen anrichten. Austreibende Pflanzenteile ersticken Kräuter und keimende Waldsamen.
Die natürliche Waldverjüngung gerät ins Stocken und für eine Reihe von Insekten gibt es keine Nahrung mehr, weil die arttypischen Nahrungsquellen fehlen.
Als Pollenlieferant stellt der Kirschlorbeer keinen Ersatz dar. Nur sehr wenige Wildbienen laben sich an den weißen Lorbeerkirschblüten.
Mauerbienen, deren aktive Zeit in die Blütenphase der invasiven Pflanze fällt, verschmähen dieses Nahrungsangebot komplett.
Durch die ungezügelte Ausbreitung von Kirschlorbeer und anderen Neophyten herrscht inzwischen ein Futtermangel für diverse Insekten, was manche Arten so stark gefährdet, dass ein endgültiges Aussterben droht.